Wir möchten euch drei Bücher ans Herz legen, die uns inspiriert haben und begleiten. Dieses Mal von Franziska Krüger.
Bei unserem kommenden GETT im Februar laden wir dazu ein, unsere Konzepte von Liebe gemeinsam zu reflektieren und vielleicht ganz neu kennenzulernen.
Was bedeutet es überhaupt zu lieben? Was kann es konkret bedeuten, selbstliebend zu handeln und sich mit der Welt respekt- und liebevoll zu verbinden? Und inwiefern ist Lieben politisch?
All das besser zu verstehen, kann dabei helfen, aufrichtiger und reflektierter zu lieben. Viele Wissenschaftler*innen und Autor*innen haben sich deshalb dem Thema angenommen. Hier sind drei von ihnen, die mein Verständnis von Liebe(n)inspirieren und geprägt haben.
Lann Hornscheidt – Zu lieben. Lieben als politisches Handeln/Kapitalismus entlieben
Lann wird bei unserem GETT im Februar einen Workshop zum Thema gestalten, deshalb natürlich auch hier als erste Empfehlung das Buch von Lann. Ich habe es vor ein paar Monaten beim Stöbern nach neuem Lesefutter in der Buchhandlung meines Vertrauens gefunden. Beim Durchblättern ist mir sofort das Format aufgefallen.
Theoretische Texte wechseln sich mit Gedichten und Anleitungen zu Reflexionsübungen ab, was das Buch zugänglich und vor allem auch interaktiv und damit sehr persönlich macht. Außerdem besteht das Buch eigentlich aus zwei Büchern in einem. So kann man die Lektüre von zwei Seiten bzw. Perspektiven her beginnen: eher politisch-aktivistisch oder analytisch.
Lann fordert unsere konventionellen Vorstellungen von Liebe als etwas Privatem und Romantisiertem heraus und erkundet mit uns, was es heißen könnte, zu lieben, als Haltung, politische Option und Handlungsgrundlage zu verstehen, die die Verbindung in den Mittelpunkt stellt und unser tägliches Miteinander gestaltet.
Rev. Angel Kyodo Williams, Lama Rod Owens und Jasmine Syedullah – Radical Dharma
Von Rev. angel Kyodo Williams habe ich das erste Mal in Israel gehört. Ich war mit 50 anderen Menschen auf einer Reise zum Thema „Community Building“. Die meisten anderen Teilnehmer*innen waren aus den USA, viele beschäftigten sich mit Themen rund um soziale Gerechtigkeit und Intersektionalität.
Auf dieser Reise war es für mich essentiell, aktiv die Perspektive von Schwarzen und POC (People of Color) zu suchen und deren Lebensrealität in Israel besser zu verstehen. Ich bin dankbar für die Gespräche mit israelischen Araber*innen und anderen Israelis, die Rassismus erfahren und ebenso für die Gespräche, die ich in meiner Gruppe führen durfte. In einem dieser Gespräche empfahl mir eine Teilnehmerin „Radical Dharma“ und ich war von den ersten Seiten an fasziniert von der radikalen Ehrlichkeit und der radikalen Liebe, die aus ihnen sprachen.
Die Autor*innen Rev. angel Kyodo Williams, Lama Rod Owens und Jasmine Syedullah repräsentieren eine neue Stimme im amerikanischen Buddhismus. In „Radical Dharma“ teilen sie ihre eigenen Erfahrungen als Beispiele für die Herausforderungen, denen sich diejenigen gegenüber sehen, die sich von den Praktizierenden und Lehrer*innen der letzten fünf Jahrzehnte unterscheiden.
Sie eröffnen einen Dialog darüber, wie sich strukturelle Ungerechtigkeit und weiße Vorherrschaft sowohl in unserer Gesellschaft, als auch im Miteinander buddhistischer Gemeinschaften auswirken, und wie Rassismus, Diskriminierung und unreflektierte Privilegien unser kollektives Erwachen verhindern. Sie formulieren die Konzepte engagierter Spiritualität, Inklusivität und Heilung neu und zeigen, wie soziale Transformation und persönliche, spirituelle Befreiung untrennbar miteinander verbunden sind.
bell hooks – All about Love: New Visions
„Wo Macht ist, kann es keine Liebe geben. Um Liebe zu empfinden, muss man alle Macht aufgeben.“
Die legendäre bell hooks (die ihren Künstlernamen immer in Kleinschreibung verwendet) beschreibt sich selbst als eine Suchende nach dem Pfad der Liebe, als eine spirituelle Beraterin, Kulturkritikerin, feministische Theoretikerin, Autorin und Buddhistin. Auch ihre Arbeit ist stark durch die kritische Betrachtung der gegebenen Umstände und ihre eigenen konkreten Erfahrungen im alltäglichen Leben beeinflusst.
Als eine der wichtigsten schwarzen Autorinnen unser Zeit, hat sie den Satz “love is a verb” geprägt und meint damit, dass wir alle besser lieben würden, wenn wir „Liebe(n)“ als Verb begreifen würden. In ihrem 2000 erschienenen Buch „All About Love“ behandelt sie in jedem Kapitel einen Aspekt der Liebe: Zuneigung, Respekt, Anerkennung, Engagement, Vertrauen, Fürsorge sowie offene und ehrliche Kommunikation.
Sie beschränkt sich dabei nicht nur auf die romantische Liebe, sondern setzt jede Form von Liebe in einen gesellschaftlichen Kontext: Von den Regeln der „Transaktion Liebe“, die wir als Kinder erlernen, über die Wichtigkeit einer nicht-narzisstischen Form der Selbstliebe bis hin zu der wichtigen Erkenntnis, dass die romantische Liebe nicht mehr länger als die wichtigste aller Erscheinungsformen gesehen werden sollte.
Bereits in der Serie „3 Bücher von …“ vorgestellt:
Mehr Buchempfehlungen findet ihr hier.
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