»Achtsamkeit erschreiben«

  • 17.06.2020
  • von Gastautor*in
Katja Kruschwitz aus unserer Les Enfants Terribles-Community stellt uns ihr Lieblingstool, das Bullet Journal, ihren täglichen Begleiter vor ...
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Im Januar 2020 trafen sich einige Mitglieder der Les Enfants Terribles-Community für eine kleine Auszeit im tiefen Brandenburg. In diesem Rahmen wollte Community-Mitglied Katja Kruschwitz das Journaling als Methode für mehr Achtsamkeit vorstellen. Da es zeitlich nicht mehr klappt, schrieb sie einfach etwas über die Idee des Bullet Journals und es entstand dieser Text, den wir gern mit euch teilen möchten.
 
Das Bullet Journal ist ein Tagebuch, eine Produktivitätsmethode, eine Achtsamkeitsmethode und für diejenigen die wollen, ein Platz um sich kreativ auszuleben. Seit einem halben Jahr ist es mein ständiger Begleiter. Mein letztes Tagebuch habe ich in meinen Mittzwanzigern regelmäßig gefüllt, ungefähr zu der Zeit als ich den Outlook-Kalender für mich entdeckte. Bald war der Kalender auch auf meinem Handy synchronisiert und von da an hatte ich nicht mal mehr ein Notizbuch dabei. Das war vor etwa 15 Jahren.
 
Meine Versuche, das Tagebuch, das damit einhergehende Reflektieren, in die digitale Welt zu bringen, sind gescheitert. Meine Produktivität habe ich durch Kanban Boards, ToDo Listen und andere Methoden gesteigert, die Achtsamkeit und auch Freude blieb dabei für mich aber immer auf der Strecke. Vor einem halben Jahr habe ich dann das Bullet Journal (BuJo) für mich entdeckt. Entwickelt hat es Carol Ryder, der eine Methode suchte, um sich selbst besser zu organisieren. Es fängt ganz einfach an: mit einem blanko Notizbuch, Heft, Kladde oder was eben zur Hand ist.
 
Der Produktivitätsteil der Methode entsteht dabei durch die kurzen Notizen (Caroll nennt es „rapid logging“) und die übersichtlichen „Kapitel“. Die Achtsamkeit liegt in der Art, es zu füllen. Der kreative Teil liegt darin, dass wir das BuJo für uns immer wieder neu gestalten und entstehen lassen. Der Einstieg mag in der Theorie umständlich wirken, es geht aber nicht darum, etwas „richtig“ zu machen, sondern darum, anzufangen und anzupassen, ganz offen, agil, mit Neugier und Spielfreude. Ich lasse Euch hier mal einen Blick in mein aktuelles BuJo werfen.

Der Aufbau

1. Der Index

Sind einfach 2 Seiten am Anfang des Notizbuches, die freibleiben, um das Inhaltsverzeichnis zu notieren, damit man sich am Ende auch wieder zurechtfindet.

 

2. Future Log

Ist eine Übersicht der kommenden Monate.

 

3. Monthly Log

Ist eine Doppelseite, die links eine Kalenderübersicht des laufenden Monat enthält und rechts eine Seite für Aufgaben. (Disclaimer: für mich hat dieser Teil nicht funktioniert, ich persönlich lasse sie einfach weg. Das ist das Schöne beim Bullet Journaling, ich kann mir das System so anpassen, wie ich es brauche.)

 

4. Daily Log

Die tägliche Übersicht ist meines Erachtens der Dreh-und Angelpunkt der täglichen Achtsamkeitspraxis & Produktivitätsübersicht.
 

 

5. Kollektionen & Tracker

Das BuJo ist dazu gedacht Achtsamkeit zu üben, Routinen zu überprüfen oder eine Hilfestellung zu sein, um neue Routinen einzuüben. Ich nutze meinen Tracker z. B. dafür, meine Meditationspraxis beizubehalten und um Ziele zu erreichen.

 

6. Pro Tipp: die Legende (für das rapid logging)

Die Symbole sind frei wählbar, schließlich entsteht das Bullet Journal erst, wenn wir es füllen. Ich habe es mir hinten in mein Buch eingeklebt, so dass ich es ausklappen und spicken kann. Hier sind aber die von Ryder Caroll etablierten Punkte:

 

Die Methode…

… und wie ich sie gerade lebe. Ich habe weiterhin meinen normalen Outlook-Kalender. Darin stehen alle meine Termine. Alles was mir an Ideen und ToDos einfällt und nicht in die laufende Woche gehört, notiere ich mir im future log. Da kann ich mich drauf verlassen, dass es nicht vergessen wird. Das macht in meinem Kopf Kapazitäten für schöne Dinge frei, weil ich keine Sorge habe, sie zu vergessen. Meine verschiedenen Zettelchen und Erinnerungslisten sind damit auch nicht mehr nötig.

 
Jeden Morgen beginne ich meinen Tag damit, meinen Outlook-Kalender zu prüfen, Termine in mein daily log zu schreiben und auf meine Aufgaben für den laufendenden Tag zu schauen. Spoiler: auch das ist schon Achtsamkeit!
 
Ich beende meinen Tag damit, zu sehen, was erledigt ist, was migriert werden muss (d. h. auf einen anderen Tag geschoben wird) und was gestrichen werden kann (weil ich es vielleicht so oft migriert haben, bis es sich erledigt hat). Tagsüber liegt das Bullet Journal mit den daily logs geöffnet neben mir auf dem Schreibtisch. Wenn ich einen Gedanken, eine Idee habe, wird es da festgehalten. Gehe ich in Meetings, ist mein Buch immer dabei.

 

Meine Achtsamkeitspraxis

Den Tag mit einem Überblick zu beginnen verschafft mir Ruhe und Aufmerksamkeit für das, was vor mir liegt. Den Tag damit zu beenden, noch einmal die Punkte Revue passieren zu lassen, hilft mir, mich besser einschätzen zu können: nehme ich mir zu viel vor? Lasse ich genug Raum für Freizeit?

 
Ich kann mich an meinen Erfolgen und erledigten Aufgaben freuen. Ich nutze aber zwei weitere Seiten, um achtsam zu sein. Ich habe eine Seite „Ein Tag, ein Satz“. Dort schreibe ich mir pro Tag auf, für was ich dankbar bin oder aber auch eine Besonderheit des Tages, die diesen Tag geprägt hat.
 

 
Am Ende des Monats nehme ich mir etwas mehr Zeit, wähle ein Bild aus, was die Monatsstimmung ausdrückt oder ein besonderes Ereignis zeigt. Das klebe ich ein. Ich mache Notizen und lasse die letzten Wochen noch einmal auf mich wirken.
 
 
Mehr Infos gibt’s bei www.bulletjournal.com oder bei all den kreativen Menschen, die im Internet ihre wahrhaft künstlerischen BuJo Ideen teilen.   
 

Hallo! Ich bin Katja Kruschwitz vom Bodensee, Trainerin, Moderatorin, Beraterin online, wie offline. Ich arbeite mit Leidenschaft, Humor und Spaß daran, dass das Leben wertschätzender, achtsamer und kollaborativer wird. Wenn ich nicht hier bin, bin ich in den Bergen.

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