»♡ Über den Thomas-Kreislauf, das Wofür und eine Initiative für Frauen …«

  • 14.02.2018
  • von Marion King
Ein Interview mit Nadine Nobile, der Initiatorin von "New Work Women" ...
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Nadine Nobile ist die Mit-Gründerin von CO:X, einer Prozessbegleitung für Menschen in Organisationen, die ihre Zusammenarbeit gestalten und neu ausrichten wollen. Und sie hat gerade die Initiative New Work Women gegründet, weil sie findet, dass Frauen ganz gut mehr Sichtbarkeit zu diesem Thema gebrauchen können.

Wieso hast Du Deine Initiative “New Work Women” gegründet? Es gibt ja mittlerweile einiges an Communities oder Initiativen rund um „New Work“ oder auch für Frauen.

»Ja, das stimmt. Es gibt viele tolle Initiative, von denen ich auch viele sehr schätze. Und wenn ich ehrlich bin, hatte ich auch gar nicht vor ein größeres Netzwerk anzuzetteln. Das hat sich erst im Laufe der letzten Monate entwickelt.

Die Idee zu New Work Women entstand aus meinem Frust darüber, dass bei Veranstaltungen im „New Work“-Kontext fast nur Männer auf den Podien saßen oder als Experten genannt wurden. Nicht, dass diese Männer nicht spannende Dinge zu erzählen haben. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir die Zukunft dann am besten im Sinne der Menschen gestalten, wenn möglichst viele Perspektiven, Erfahrungen und Kompetenzen zusammenwirken. Und dazu gehören eben auch die Perspektiven und Erfahrungen von Frauen.

Gedacht war die Initiative zuerst als reine Social-Media-Plattform, um Beiträge und Artikel von und über Frauen zu teilen. Es ging mir ja ähnlich wie vielen Veranstaltern, beim Grübeln darüber, wen ich zu den genannten Veranstaltungen eingeladen hätte, fielen mir selbst auch fast nur Männer ein. So stand für mich am Anfang vor allem der Wunsch, eine einfache Lösung für mich und mein persönliches Umfeld zu haben. Und so teilen wir auch die Beiträge anderer Initiativen sehr gerne mit Menschen aus unserem Netzwerk.

Überrascht und überrollt hat mich dann doch die große Resonanz auf unsere Aktivitäten. Und so haben wir uns in den letzten Monaten auch zu weiteren Dingen inspirieren lassen. Aktuell tragen wir mit der Aktion #365Impulse – Gedanken und Ideen von Frauen zur Zukunft der Arbeit – täglich Beiträge in die Welt. Ziel dieser Aktion ist es auch hier, die Sichtbarkeit von Frauen und ihrer Ideen zu erhöhen.«

Wie reagieren die Frauen darauf, die Du dazu einlädst? Und wie ist die Resonanz von “draussen”?

»Die Resonanz ist ganz unterschiedlich. Manche kommen von sich aus, wenn sie auf Facebook oder Twitter unseren Aufruf lesen. Es gibt aber auch Einige, die erst auf eine persönliche Anfrage reagieren. Dann kommt oft eine der folgenden Antworten: „Danke, dass Du an mich denkst, ich weiß aber nicht, ob mein Impuls bedeutsam genug ist.“ Da kann ich dann immer sehr schnell die Befürchtung nehmen, denn jede Frau hat bedeutsame Gedanken, die es wert sind, in die Welt zu tragen.

Besonders überrascht hat mich jedoch die Antwort einer Bekannten, die sagte: „Spannend! Ich finde die Aktion super und hab deine Beiträge auch schon geteilt, aber ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, selbst mitzumachen und das obwohl „New Work“ eigentlich mein Aufgabengebiet ist!“ Und ich glaube, da ist sie in guter Gesellschaft. Also, an alle da draußen, die eine Idee und Gedanken zum Thema neue Arbeitswelt haben, die Aktion ist genau für Euch da. Schickt uns Euren Impuls und wir tragen ihn in die Welt und bereichern so die Gedankenwelt anderer Frauen wie Männer.«

Was hast Du aus der Initiative für Dich bisher gelernt? Was würdest Du davon gerne weitergeben, mit uns teilen?

»Ich habe gelernt, dass sich die Dinge nicht von alleine ändern und dass es noch viel zu tun gibt. Denn es gibt zwei Dinge, die den Status Quo sehr zuverlässig stärken und stützen. Da sind zum einen die sich reproduzierenden männlichen Zirkel, und da sind auf der anderen Seite Frauen, die sich und ihre Ideen selbst zurücknehmen und zurückhalten. Ich glaube, wir müssen, an diesen beiden Stellschrauben arbeiten. Dafür braucht es zuerst einmal ein Bewusstsein darüber, wie absurd die derzeitige Situation für ein vermeintlich aufgeklärtes und fortschrittliches Land eigentlich ist.

Es kann doch nicht sein, dass bei Veranstaltungen „all-male“ Panels immer noch zur Normalität gehören und es der Mehrheit noch nicht mal auffällt. Es kann doch nicht sein, dass in deutschen börsennotierter Unternehmen es mehr Vorstände mit dem Vornamen Thomas oder Michael gibt als Frauen? Die AllBright-Stiftung hat diesen Umstand sehr passend als den „Thomas-Kreislauf“ beschrieben. Den gleich und gleich gesellt sich gerne, und so stellt „Thomas“ eben gerne „Thomas“ ein. Was aber vor allem nicht geht ist, dass Frauen die Verantwortung dafür gegeben wird, dass die Situation so ist, wie sie ist. Es gilt das bestehende System kritisch zu hinterfragen und Stück für Stück aufzubrechen.«

Was liebst Du an Deiner Arbeit? Was macht Dich so grundsätzlich glücklich beim Arbeiten? Und was macht Dich glücklich bei Deiner neuen Initiative?

»Oh, das ist eine wunderschöne Frage, danke schon mal dafür. Ich liebe an meiner Arbeit, dass ich viel Raum für meine verrückten Ideen haben und dabei meinem Herzen folgen kann. Ich liebe es, immer wieder spannende Menschen kennenzulernen, mich von ihnen inspirieren zu lassen und selbst inspirieren zu dürfen. Das ist für mich wie ein Lebenselixier.

Gleichzeitig bin ich sehr dankbar dafür, immer wieder die Möglichkeit zu haben, mit verschiedenen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen, mit denen ich eine Idee oder Vision teile. Das finde ich unheimlich bestärkend.

Erfüllend ist für mich darüber hinaus, wenn ich meine Fähigkeiten und mein Gespür so einbringen kann, dass andere Menschen davon profitieren. Das versetzt ich immer wieder in ein Hochgefühl. Und das erlebe ich auch immer wieder mit New Work Women. Zu sehen, dass andere Menschen aus meinem Umfeld sensibler für die Sichtbarkeit von Frauen werden, ist einfach grandios.

Erst gestern rief mich eine Bekannte an, die eine Veranstaltung im Herbst plant und dafür Speaker sucht. Dabei fiel ihr auf, dass ihr fast nur männliche Redner in den Sinn kamen. Deshalb hat sie sich bei mir gemeldet. Es ist auch toll, zu sehen, wie sich eine Frau, die sich schwer tut, ihre Meinung oder ihre Idee zu teilen, darin bestärkt fühlt, genau das zu tun. Denn viele Frauen tragen den Glaubenssatz in sich, dass es sich nicht gehört, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Doch meine Antwort darauf ist immer die selbe: „Du stellst nicht Dich in den Mittelpunkt, sondern Du nimmst eine Position ein und stellst deinen Impuls oder Gedanken anderen zur Verfügung.“ Das macht für viele einen Unterschied.«

Warum engagierst Du Dich für “neues Arbeiten”? Und was ist denn Deine Definition davon?

»Ich wünsche mir eine Arbeitswelt in der alle Menschen ihre Talente, Potentiale und Erfahrungen einbringen und in der das gemeinsame „Wofür“ im Mittelpunkt steht. Ein kluger Mann sagte einmal: „Wenn Du nicht Teil der Lösung bist, bist Du Teil des Problems“. Dieser Spruch hat mich, als ich ihn das erste Mal hörte, ziemlich umgehauen. Denn er führte mir vor Augen: Wenn Dich etwas stört oder wenn Du das Gefühl hast, dass gerade etwas schiefläuft, dann trage zur Lösung bei und jammere nicht bloß rum. Das ist natürlich einfacher gesagt als getan, aber dieser Spruch spornt mich immer wieder an. Und so trage ich nun in die Arbeitswelt, was ich dort in Zukunft sehen möchte.

Und das ist für mich ein Kern des „Neue Arbeiten“. „Neues Arbeiten“ ist für mich eine Arbeit, bei der das „Wofür“ im Mittelpunkt steht. Die Wertschöpfung richtet sich dabei an gemeinsamen Werten und Prinzipien aus. Und so braucht es, damit das ganzheitlich gelingt, den Menschen als Ganzes bei der Arbeit. Weg von festgeschriebenen Funktionen, strikten Arbeitsbereichen und detaillierten Anforderungsprofilen, hinzu gemeinschaftlichen Lösungen, bestärkender Collaboration und lebendiger Co-Creation. Voraussetzung dafür ist ein kontinuierlicher Reflexionsprozess, der auch immer wieder Strukturen, Routinen oder Rituale hinterfragt.«

Und wie kann man jetzt bei New Work Women mitmachen?

»Das ist ganz einfach! Wir haben auf Facebook und Xing jeweils eine Gruppe, dort kann und darf jeder dazu kommen, der unser Anliegen teilt, die Sichtbarkeit von Frauen und ihrer Ideen zu erhöhen. Deshalb sind dort auch Männer herzlich willkommen. Eine weitere Möglichkeit, uns zu unterstützen ist es, uns auf Twitter zu folgen und Impulse und Beiträge mit der eigenen Community zu teilen.«

Also, Leute (Männer wie Frauen!): mitmachen! Hier findet Ihr die Facebook-Gruppe. Wenn Ihr der Initiative auf Twitter folgen wollt, dann geht das hier. Oder meldet Euch einfach direkt bei Nadine für die Initiative. Hier ist ihre Mailadresse: nadine.nobile@newworkwomen.org.

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