»du kannst das!«

  • 20.06.2022 (aktualisiert)
  • von Marion King
  • Lesezeit: 5 Minuten
Eine wunderbar wirksame Übung, um seinen eigenen Wirkkreis zu entdecken ...
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Christiane hat hier in ihrer Buchrezension zu Jonathan Safran Foers „Wir sind das Klima!“ beschrieben, dass jede*r von uns die Möglichkeit hat, auch im Kleinen zu großen Themen beizutragen. Dieser positive und optimistische Blick fällt uns aber nicht immer leicht – gerade wenn wir uns wie Gefangene in bestimmten Situationen fühlen. Sehr oft haben wir doch den Eindruck, dass „Andere“ etwas entscheiden und endlich tun müssten: die Politik, der*die Chef*in oder der*die Partner*in.

Aber ist das wirklich so? Haben wir nicht IMMER Wahl- und Handlungsfreiheiten und -möglichkeiten im Leben? Wir denken, dass „Ja!“. Einer unserer Lieblingsthemenkreise bei Les Enfants Terribles ist die Selbstverantwortung, der eigene Wirkkreis und immer wieder die Ermutigung, das wir selbst einen Beitrag für ein Gelingen leisten können. Wie kommt man raus aus einer (gefühlten) Hilflosigkeit, die manchmal sogar zur Ohnmacht werden kann?

»I am not a product of my circumstances. I am a product of my decisions.«

(Dr. Stephen R. Covey)

Um das zu demonstrieren, auszuprobieren und die Menschen einen Schritt näher an eine mögliche Lösung zu bringen, verwenden wir bei Vorträgen oder in Workshops sehr oft den „Circle of Influence“ von Stephen R. Covey. Das ist ein sehr sehr einfaches und doch so wirkungsvolles Tool, das wir vor einiger Zeit wiederentdeckt haben. Das Konzept stammt aus Coveys Buch „The 7 Habits of Highly Effective People“, das 1989 erschienen ist. (So viel auch zu “new” in “New Work”…). Es gibt eben Bücher, die man ewig in seinem Schrank stehen hat, und die nicht an Bedeutung verlieren.

Covey beschreibt in seinem Buch sieben Gewohnheiten, die uns helfen können, uns selbst zu verändern. Unser “Circle of Influence” ist Teil von “Habit 1: Be proactive”. Er sagt dazu: „Response-ability is the ability to choose your response.“ Es geht also um „Antworten“, die man für sich selbst finden kann.

Hier kommt die Anleitung:

Man braucht einfach nur ein weißes Blatt Papier, einen Stift, ein Gegenüber und insgesamt circa 30 Minuten Zeit.

Und so geht es:

  1. Im ersten Schritt malt man zwei Kreise auf das Blatt Papier – einen großen äußeren und einen inneren kleineren.
  2. Dann schreibt jede*r für sich (in Stillarbeit) in den äußeren Kreis, den „Circle of Concern“, alle alle Themen auf, die ihn*sie im Moment bewegen, die aktuell in der Organisation, im Team, für einen selbst nicht gut funktionieren. Dabei ist alles erlaubt – Großes wie ganz Kleines (zum Beispiel, dass es keine Strategie im Unternehmen gibt, mein*e Chef*in nicht gut führen kann, ich mit meinem Projekt überfordert bin oder ich Herr*Frau Meyer schwierig finde etc.).
    Dafür sind 7 Minuten Zeit.
  3. Aus all dem wählt man dann EIN Thema aus, das einem am wichtigsten ist, am meisten am Herzen liegt, was jetzt wirklich gelöst werden müsste, was den größten Impact hätte. Dieses Thema kreist man für sich ein.
  4. Im nächsten Schritt setzt man sich zu zweit zusammen und spricht zu seinem Gegenüber über das jeweilige „Herzensthema“. Man erzählt einfach darüber – warum das so ist, was bisher passiert ist etc.
    Dabei hat jede*r abwechselnd 5 Minuten Zeit und die andere Person hört einfach nur zu. Man kann Fragen stellen; muss aber nicht wirklich diskutieren.
  5. Nach diesem Austausch ist wieder Stillarbeit: Jede*r schreibt in den inneren Kreis, den „Circle of Influence“, alle alle Ideen und Lösungsansätze für das ausgewählte Thema, die einem einfallen, erste gute Schritte, die man gehen könnte. Auch dabei ist alles erlaubt, was einem einfällt.
    Dafür sind nochmal 5 Minuten Zeit.
  6. Wer mag, kann dann kurz Feedback zu seinen*ihren Erkenntnissen geben.

Was wirklich sehr verblüffend ist: obwohl die identifizierten Themen manchmal sehr groß und eigentlich unlösbar scheinen und obwohl man damit nicht in einen Brainstorming- und Ideenfindungs-Prozess mit seinem Gegenüber geht, ist nach dieser Übung eigentlich immer klar, was jetzt tun ist, was ICH jetzt im ersten Schritt tun kann.

Covey sagt, dass es darum geht, seine “have’s” in “be’s” zu verändern. Vom “Ich müsste… Ich sollte…” hin zu “Ich bin… Ich mache…”. Eine seiner empfohlenen Übungen in diesem Kapitel ist dabei auch, einen Tag lang seine eigene Sprache zu beobachten: was hat denn Überhand, welche Worte oder Metaphern benutze ich.

Es geht bei dieser Übung darum, seinen Fokus zu verändern und auf das Beeinflussbare zu lenken; den Kreis in der Mitte zu vergrößern. Es geht darum, seinen eigenen Handlungsradius zu erkennen. Und es geht darum, dem “Circle of Concern” mit all seinen Phantasien und verbundenen Emotionen nicht so viel Raum zu geben. Gleichzeitig zeigt die Übung, dass es immer gut und unterstützend ist, sich mit anderen Menschen über seine Themen auszutauschen.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

P.S.: Hier gibt es noch ein kleines Video mit einem Vortrag von Stephen Covey dazu.

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