»Enfant Terrible! 5 Fragen an: Isabel Viramo von Roon«
In unserer neuen Serie „Enfant Terrible! 5 Fragen an: …“ stellen wir euch die tollen Persönlichkeiten unsere Les Enfants Terribles-Community vor …
Wir starten mit Isabel Viramo von Roon. Die Traumatherapeutin und Meditationslehrerin lebt in Berlin, wenn sie nicht in der marokkanischen Sahara unterwegs ist, um dort stille Auszeiten durchzuführen.
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Woraus ziehst du Kraft?
Ich habe vor vielen Jahren Meditation als Kraftquelle entdeckt und entwickelt. Dazu war es nötig über mehrere Jahre sehr regelmäßig und auch mit langen Meditationszeiten zu üben, bis sich daraus tatsächlich eine innere Routine und ein Zugang zu innerer Kraft bilden konnte.
Ich ziehe auch Kraft aus nahen Beziehungen, in denen ich mich sicher fühlen kann und habe darüber hinaus festgestellt, dass ich auch in meiner therapeutischen Arbeit diese sicheren zwischenmenschlichen Räume sehr genieße und auch aus guten Therapiesessions oft gestärkt hervorgehe.
Meine Reisen in die Sahara haben mir zudem die Kraft der Wüste eröffnet. Der Kontakt mit den einfachen offenen Menschen aus der Wüste und das Erleben der zum Teil sehr rauen Natur verbindet mich jedes Mal mit einer ganz ursprünglichen Kraft, die mich dann noch über Monate hier in Berlin nährt.
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Was wolltest du als Kind werden?
Mein größter Traum als Kind war ein Tierheim. Ich hatte über viele Jahre so eine Vorstellung, dass ich alle Tiere aufnehmen wollte, egal wie häßlich oder wie alt sie auch seien. Wir haben immer mit vielen Tieren gelebt, mein Vater hat Dackel gezüchtet und jedes Jahr aus dem Nest gefallene Dohlen mit nach Hause gebracht, die er dann aufgezogen hat. Wir Kinder hatten auch jede Menge Meerschweine und ich liebte auch Pferde und Ponys und verbrachte am liebsten meine Zeit mit Tieren. Es war einfacher, mit Tieren Nähe zu leben als mit Menschen, sie schienen mich besser zu verstehen.
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Arbeit = Leben oder „erst die Arbeit und dann das Vergnügen”?
Arbeit ist Leben. Wenn man über viele Jahre nebenberuflich die eigentliche Berufung entwickelt, hört die Arbeit nie auf. Auch meine Urlaube waren in den letzten Jahrzehnten entweder Meditationsretreats oder Wüstenreisen. Das, was viele Menschen unter Urlaub verstehen hat für mich keinen Reiz.
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Wenn du etwas in der Arbeitswelt ändern könntest, was wäre es?
Ich würde das bedingungslose Grundeinkommen einführen, so dass Arbeit weniger Druck und mehr Freiwilligkeit und Freude wäre. Und ich würde die Gleichstellung von Frauen ganz konsequent fördern und alles versuchen, um allen Menschen unwürdige Behandlung im Arbeitsleben zu ersparen. Inklusion schon in den Schulen fördern und die Sinnfindung im Leben nicht mehr so dominant über materiellen Gewinn und Erfolg sondern mehr über innere Werte und Verbindung anstoßen.
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Was macht dich zum Enfant Terrible?
Gefühlt bin ich schon mein ganzes Leben lang eine Außenseiterin. Ich teile die Werte dieser Wohlstandsgesellschaft nicht. Mainstream hat mich noch nie gelockt sondern eher abgestoßen. Mein Lebensweg war sehr kurvenreich und ich war immer auf der Suche nach dem „Eigentlichen“. So habe ich nach dem Abitur erst einmal eine Ausbildung zur Korbflechterin gemacht, die Faszination für das einfache Leben, das „Weniger ist Mehr“ Prinzip hat sich bis heute erhalten. Reisen nach Indien und die Begegnung mit den Nomaden der marokkanischen Wüste waren wie ein „nach Hause kommen“. Ich habe ein Herz für alle Outcasts, für die Verlierer und Aussteiger unserer auf Leistung und Erfolg programmierten Welt und fühle mich ihnen verbunden. Und ich habe doch auch einen Riesenrespekt für alle, die erfolgreich sind und dabei menschlich bleiben.
Vielen Dank für die Einblicke, liebe Isabel!
In dieser Serie ist bereits erschienen: