»#zeitenreise – die new work ausbildung / 1«

  • 18.10.2022 (aktualisiert)
  • von Marion King
  • Lesezeit: 20 Minuten
Was ist gutes Arbeiten für mich? Was möchte ich in dieser Ausbildung lernen und wie bin ich hier? Erhaltet Einblicke in das erste Modul der Ausbildung zum*r New Work Professional ...
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Im September 2018 haben wir unsere Ausbildung für gutes neues Arbeiten von Les Enfants Terribles gestartet. Fast ein ganzes Jahr lang sind wir mit den Teilnehmer*innen auf einer Reise durch die neue Welt von Arbeit, auf einer »zeitenreise«.

„Wir“ das ist eine Gruppe von großartigen ReisegefährtInnen: die Teilnehmer*innen der New Work Ausbildung, ein Team an Coaches, ganz viele Guest Speaker*innen, die zum einen methodisches oder konzeptionelles Fachwissen, aber auch jede Menge Praxis-Knowhow oder Inspiration aus ganzen anderen Kontexten wie zum Beispiel der Kunst oder der Philosophie mit einbringen, und dann natürlich das Team der Moderator*nnen und Organisator*nnen. Alles in allem waren wir im ersten Modul 21 Leute.

Unsere Mission: den Begriff „New Work“ um das Wörtchen „gut“ zu erweitern. Ein Aspekt der New Work Ausbildung ist natürlich, alles über Konzepte, Methoden, Modelle und Tools rund um dieses Thema „New Work“ zu erfahren und sie dann in den eigenen Arbeitskontext zu integrieren. Aber „neu“ heißt eben nicht automatisch auch „besser“. Von daher geht es in unserer New Work Ausbildung sehr viel um kritisches Denken, um Hinterfragen, letztlich um Verantwortung und darum, einen Beitrag für gutes neues Arbeiten zu leisten.

„Das erste Modul der Ausbildung hat mich nicht nur begeistert und inspiriert, sondern mir auch ganz konkrete Ideen und Methoden mitgegeben, die ich sofort einsetzen konnte. Jeden Tag etwas Neues ausprobieren und alte Wege verlassen, ist damit viel einfacher geworden.
In meinem Team habe ich schon verschiedene Methoden eingesetzt, habe aus dem Modul und den Vorträgen berichtet und einige Literaturtipps gegeben. Ich lese auch insgesamt sehr viel aus der Litaraturliste und anderen Quellen und erweitere damit meinen Horizont.
Meine Kolleginnen und Kollegen und auch meine Chefin sind begeistert und interessiert von/an allem, was ich berichte und umsetze. Und die fundierten theoretischen Grundlagen helfen mir dabei, Erfahrungen und Verhaltensweisen in der Organisation noch besser zu verstehen und dadurch schneller zu Lösungsansätzen zu kommen.
Der Spirit aus dem ersten Modul hat es tatsächlich in den Alltag geschafft und hilft mir täglich dabei, besser (neu) zu arbeiten. Und das ist jetzt kein Wort übertrieben :-)“

Die Gruppe der Teilnehmer*innen setzt sich aus ganz verschiedenen Menschen unterschiedlichen Alters, aus unterschiedlichen Positionen und Unternehmen zusammen. Wir sind acht Frauen und vier Männer.

»Bei aller Vielfalt: was alle eint, ist das Interesse (und man kann fast schon sagen die Entschlossenheit), unsere Arbeitswelt neu und anders zu gestalten und sich dafür auch persönlich auf einen Weg zu machen.«

Kurz zum Konzept: die Ausbildung teilt sich in insgesamt fünf Module mit unterschiedlichen Schwerpunkt-Themen (von Digitalisierung, über New Work, Inner Work bis zu Transformation). Und sie gruppiert sich inhaltlich um fünf Lernfelder, die wir in momentanen Zeiten für relevant halten. Alle Inhalte und Lernfelder sind dabei immer wieder miteinander verwoben und in der Mitte davon steht die eigene persönliche Entwicklung.

Unsere 5 Lernfelder für gutes neues Arbeiten

Alle Teilnehmer*innen haben uns im Vorfeld einen Fragebogen zu ihren Interessen, Motivationen und Wünschen für die Ausbildung geschickt (Den haben wir übrigens über Typeform erstellt – ein sehr schönes Tool dafür.). Das fragen wir nicht nur einmalig ab, sondern werden das immer wieder tun, die Inhalte der New Work Ausbildung und auch das Vorgehen entsprechend iterieren und weiterentwickeln. Jeden Morgen haben wir eine Runde Check-In („Wie geht es mir heute morgen. Wie bin ich hier.“) und jeden Abend einen Check-Out („Wie geht es mir jetzt. Wie gehe ich hier raus.“) gemacht. Wir machen am Ende jedes Moduls eine Retrospektive und fragen, wie es allen mit den drei Tagen ging, was wir beibehalten sollen, was wir ändern sollen und was sie brauchen. Die Planung der einzelnen Tage machen wir übrigens mit SessionLab, was ein gutes kollaboratives Tool für Workshop-Planung ist.

Für den Teil der persönlichen Entwicklung haben wir auf Basis u.a. der Methoden Design Thinking for Life und Ikigai einen eigenen Les Enfants Terribles-Prozess entwickelt.

  • Bettina Lemke: Entdecke dein Ikigai. Mit japanischer Weisheit den Sinn des Lebens finden – Das Praxisbuch
    dtv Verlag
    160 Seiten, 11,90 Euro
    ISBN: 978-3-423-34954-3

  • Bill Burnett, Dave Evans: Mach, was Du willst. Design Thinking fürs Leben
    Econ Verlag
    288 Seiten, 16,99 Euro
    ISBN: 9783430201926

In Modul 1 der New Work Ausbildung haben sich die Teilnehmer*innen erst einmal im „Wheel of Life“  selbst verortet: wo stehe ich zu für mich relevanten Themen in meinem Leben, was ist mein aktueller Fokus. Aus einer langen Liste an Themen wie Familie, Liebe, Karriere, Freundschaft, Finanzen, Spiritualität, Gesundheit etc. sollten sie sich für die jeweils relevanten entscheiden.

Wheel of Life

Und dann haben sie im Anschluss daraus ein Zielbild für sich erstellt. Dort haben wir gefragt, was sie im Bezug auf Wissen, Methoden Fähigkeiten und Haltung im Rahmen der New Work Ausbildung für sich lernen wollen. Aber auch, was ihr persönlicher Beitrag dafür sein wird. Und wir haben natürlich schon erste Themen und Maßnahmen für die Umsetzung definiert.

Zielbild

Das Schwerpunkt-Thema von Modul 1 war „Digitalisierung“, das heisst die Einordnung von Arbeit in die aktuellen und künftigen Entwicklungen und Trends. Wir haben alle schnell gemerkt, dass wir unterschiedliche Assoziationen zu diesem Begriff haben – von „gar keine Verbindung dazu“ bis „schreckliches Buzzword“. Im Prinzip ging uns das auch so mit dem Begriff „New Work“. Ein wichtiger Teil des ersten Moduls war also, den Kontext und die Begrifflichkeiten zu klären und einzuordnen. Dazu haben wir viel über die Komplexität von Arbeit, über technologische Entwicklungen und deren Einfluss, über bestehende Organisationsmodelle, alte Gewohnheiten und Muster, aber vor allem viel über Haltung und Menschenbilder gesprochen.

Wichtige Inspiration waren dafür unsere drei Guest Speaker: Niels Pfläging, der eine Denkwerkstatt zu „Organisation in Komplexität“ mit uns gemacht hat, Markus Gunti (Galerist für afrikanische Stammeskunst und Philosoph), der mit uns über die Ursprünge und die Liebe zur Arbeit philosophiert hat, und Johannes Kleske von Third Wave, der mit uns über das Thema „Zukunftsforschung“, über Cargo-Kulte und die Gestaltung von wünschenswerten Zukünften gesprochen hat.

Zwischen den einzelnen Sessions haben wir immer wieder diskutiert, Meinungen und Erfahrungen ausgetauscht und Erkenntnisse für den Transfer in den Arbeitsalltag gezogen. Nicht nur in der Gruppe, sondern vor allem auch jede/r für sich selbst. Es gab außerdem stille Minuten und ein Essen in Stille. Wir waren zusammen Spazieren im wunderbaren „Walk-to-Talk“-Format. Und wir haben lecker miteinander gegessen und: viel gelacht!

„Was ich gelernt habe:
– Der Wandel muss von „innen passieren“, er muss von jedem gewollt sein und er muss gelebt und nicht verkauft und übergestülpt werden.
– Man braucht Geduld dafür.
– Im Grunde wollen alle „Beta“. Alle sind intrinsisch motiviert und mit dieser Einstellung bin ich auch zurück zur Arbeit gegangen und versuche, jeden bei mir im Umfeld als eine intrinsich motivierte Person zu sehen und zu „erkennen“.
– Man sollte offen und flexibel sein. Nicht aufgeben, sondern immer weiter „irritieren“ und für den Wandeln gehen, den man erreichen will. Auf der Ebene des „Vorlebens“, nicht auf der Ebene des „Erziehens“.
– Es gibt nicht eine Zukunft sondern man sollte in Zukünften denken.“

Die Teilnehmer*innen sind übrigens zwischen den Modulen via Slack miteinander verbunden. Dort gibt es verschiedene Kanäle – u.a. einen zu jedem einzelnen Modul, in dem wir auch das digitale Workbook mit allen Materialien, Übungen, Literaturtipps etc. veröffentlichen, mit Inspirationen und kleinen Aufgaben zwischen den Modulen. Es gibt Hausaufgaben wie zum Beispiel die Vorab-Vorbereitung von Themen fürs nächste Modul. Oder auch Aufgaben zur persönlichen Reflexion. Und es gibt Buddies, d.h. wir haben 2er-Teams gelost, die sich 1mal pro Woche für eine halbe Stunde telefonisch verabreden und sich austauschen; die Themen sind dabei frei.

„Meine Erkenntnisse – ich bin nicht alleine…. meine Bilder, Werte und Vorstellungen sind nicht utopisch und es gibt sehr viele Personen, wenn man Ihnen zuhört, die genau die gleichen Bilder irgendwo vergraben haben…. Gelernt habe ich auch, mutiger zu sein – mehr zu Vertrauen und mich auch mal von der Gemeinschaft tragen zu lassen wenn es nötig sein sollte – und falls ich trotzdem runterfallen sollte – no worries – Aufstehen und weitermachen…. und natürlich „Do or do not – there is no try!“. Was mir auch wieder sehr bewusst wurde, die Macht der Sprache mit ihren Worten – oder noch besser gesagt des Hörens… also eigentlich des bewusst Hörens.
„Das Auge führt den Menschen in die Welt – Das Ohr für die Welt in den Menschen.“ (Joachim-Ernst Berendt).“

Und es gibt vor allem auch die Möglichkeit des Coachings. Wir haben drei Coaches, die sich am ersten Tag persönlich vorgestellt haben und die man auf einem „heißen Stuhl“ alles über ihre Arbeit und ihr Leben fragen konnte. Im Rahmen der New Work Ausbildung gibt es ein Kontingent an Coaching-Stunden, die die Teilnehmer*innen ganz individuell für sich nutzen können.

„Für mich ist New Work sehr vielfältig und gerade diese Vielfalt bekommt man vermittelt. Der Mix und die Verlinkung der Themen finde ich sehr gut! Auch die Auswahl der Referenten aus den ganz unterschiedlichen Bereichen und Branchen macht die Ausbildung meiner Meinung nach sehr bunt, divers und inspirierend auf unterschiedlichsten Ebenen und aus unterschiedlichsten Perspektiven! Der Mix aus Fachwissen / Vorträgen, praktischen Übungen, zwischenmenschlichem Austausch und der persönlichen Selbsterfahrung.
Ich mag eure Art der Gestaltung der Seminartage, der Gestaltung des Raumes (haptisch und optisch aber auch „emotional “ und energetisch). Die verschiedenen Methoden und Tools, die ihr einfließen lasst und auch ausprobiert. Dass ihr auch Zeit und Raum zum „selber Mitgestalten“ gebt.“

Das Thema „Community“ ist ja ein zentraler Aspekt der Arbeit von Les Enfants Terribles. Deshalb legen wir auch in der New Work Ausbildung sehr viel Wert auf ein gutes und produktives Miteinander, das aber auch Reibung und Auseinandersetzung aushalten kann. Wir sind im Vorfeld der Ausbildung mit einer kleinen Video-Meeting zum ersten Kennenlernen gestartet (dafür nutzen wir übrigens Zoom).

„Vor der Ausbildung wusste ich nicht so ganz genau, was mich erwarten würde, da die Themen von New Work relativ neu für mich waren. Die Gedanken dazu schwirrten allerdings schon länger in meinem Kopf herum, ich konnte sie aber noch nicht klar identifizieren. Ich wusste nur, dass ich eine Unzufriedenheit in der Berufswelt verspürte und das Bedürfnis nach Veränderung hatte. Durch das erste Modul wurden genau diese Gedanken in Worte formuliert und weiter konkretisiert. Darüber hinaus habe ich Menschen kennengelernt, die ähnliche Sorgen und Überlegungen haben. Dank solcher Menschen lässt sich die Arbeit sicherlich in New Work verwandeln und das verleiht mir viel Hoffnung und Energie. Außerdem weiß ich jetzt, wo ich nach Hilfestellung, Inspiration und Antworten suchen soll.“

Es gab gleich zum Einstieg am ersten Tag eine Übersicht aller TeilnehmerInnen mit den einzelnen Biografien, um sich einzulesen. Und natürlich gab es einen intensiven Prozess des sich gegenseitig Kennenlernens. Für die Vorstellungsrunde hat zum Beispiel jede/r TeilnehmerIn einen Gegenstand mitgebracht, der sein/ihr Leben verändert hat. Oder wir haben zum Start eine Session gemacht, in der das Team gemeinsam eine Vereinbarung erstellt hat, wie es miteinander arbeiten möchte. Wir wollen diese Ausbildung alle gemeinsam gestalten. Die Verantwortung fürs Gelingen liegt eben nicht nur bei uns als Initiator*innen, sondern bei allen Beteiligten.

„Mein Hauptlearning aus dem ersten Modul: Wir wissen nicht wie die Zukunft aussieht, aber mir ist noch mal klarer geworden, wie wichtig es ist, sich aktiv mit Zukunftsvisionen und -szenarien auseinanderzusetzen, um sie aktiv mitzugestalten.“

Und hier kommt das Feedback meiner Co-Konzepterin und Co-Moderatorin Gerhild:

„Was mich als Learning am meisten begleitet hat seit dem 1. Modul, sind Aussagen von Niels Pfläging. Sinngemäß sagte er (oder habe ich verstanden), dass es in jedem Change-Prozess nicht darauf ankommt zu überzeugen. Beim Überzeugen handle eher das eigene Ego – im Sinne von: ich hab verstanden, worum es geht und zeige es dir. Statt dessen geht es darum, zu irritieren, Beispiele aufzumachen, wie es noch gehen könnte, und dadurch Möglichkeiten und Wege für neues Handeln aufzumachen. Wozu sich das Gegenüber selbst und selbstständig entscheiden kann.
Darüber hinaus eine Wahrnehmung zur Gruppe:

»Mich hat beeindruckt, wie schnell die Teilnehmenden, die sich ja vorher überhaupt nicht kannten, als Gruppe zusammen gefunden haben. Wie in mehreren Situationen schon in den ersten drei Tagen wahrnehmbar war, dass Teilnehmer*innen sich und ihre persönlichen Fragen und Suchbewegungen vertrauensvoll zeigen konnten, und von anderen Unterstützung und Rückhalt bekommen haben. Wow!«
Gerhild Vollherbst

Und was habe ich bis dahin gelernt? In erster Linie, dass es „da draussen“ in den Unternehmen sehr sehr tolle Menschen gibt, die Lust haben, etwas zu verändern. Und dass die Menschen nach Sinnhaftigkeit ihres Tuns suchen, dass sie reflektieren, gestalten wollen. Und dass Gemeinschaft dabei hilft. Und ich habe gelernt bzw. das ist mir in den Tagen wieder mal sehr bewusst geworden (und das muss ich an der Stelle jetzt einfach mal sagen), dass wir bei Les Enfants Terribles ein tolles Team sind und eine großartige Community haben!

Danke an alle, die da sind.
Bis dahin.

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