»enfant terrible! 5 fragen an … sophie«

  • 13.04.2022
  • von christiane kuerschner
  • Lesezeit: 6 Minuten
Unsere Serie mit 5 Fragen an unsere Les Enfants Terribles-Community. Dieses Mal spricht Sophie von Vogel über das Reisen, über interkulturelle Schnittmengen und New Work in Deutschland…
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In unserer Serie „Enfant Terrible! 5 Fragen an: …“ stellen wir euch die wunderbaren Menschen unserer Les Enfants Terribles-Community vor …

Dieses Mal gehen die Fragen an Sophie von Vogel. Sie ist Organisationsentwicklerin, Coach und People Business Partnerin.

1. Du warst in deinem Leben schon viel unterwegs. Was hast du in anderen Kulturen, aber auch an der deutschen Kultur schätzen gelernt?

Reisen hat für mich immer etwas mit Sehnsucht zu tun. Sich nach etwas oder jemanden zu sehnen, empfinde ich durchaus als schönes Erlebnis. Ein paar Beispiele: 

In Kanada habe ich gelernt, wie schön Sehnsucht nach Weite, aber auch nach Europa sein kann. 

Québec mit seinen verschiedenen kulturellen Facetten hat mich die Vielfalt der Kulturen schätzen lassen und wie selbstverständlich kulturell diverse Teams gut zusammenarbeiten können. 

In Barcelona habe ich gelernt, was lokale Identität bedeutet und wie groß die Identitätsfrage sein kann. 

In Großbritannien habe ich den ganz besonderen Humor schätzen gelernt, aber auch wie es ist, wenn gesellschaftliche Gruppen sehr weit auseinander driften. 

„Mir hat immer erst Europa gefehlt und dann Deutschland.“

Und an Deutschland ganz spezifisch, die Möglichkeit sehr frei und direkt seine Meinung sagen zu können. Etwas, was ich im New-Work-Kontext ebenfalls sehr schätze, wo Kompetenzen wie Feedback geben und aktiv zuhören von immer mehr Menschen gelernt werden. 

Deutschland besteht ja auch aus so vielen Mikro-Kulturen, dass ich auch das wahnsinnig bereichernd und aufregend finde. 

2. Und was können wir überhaupt beim Reisen lernen?

“Die Welt zu entdecken” würde ich als mein liebstes “Hobby” bezeichnen. Und dabei lernt man natürlich unglaublich viel, egal wo, auch um die Ecke in Brandenburg oder in Bayern. Ich war an vielen Orten, wo es sehr selbstverständlich multikulturell zuging. Eine solche Diversität zu leben finde ich sehr inspirierend und weckt unheimlich viel Lebensfreude und Hoffnung.
Demut und Dankbarkeit, aber auch Offenheit und Respekt sind vermutlich die Effekte, die ich beim Reisen am wichtigsten finde.

„Es gibt eine gemeinsame Schnittmenge aller Menschen, so unterschiedlich die Kulturen auch sein mögen.“

Und zugleich können die Konflikte manchmal so tief sein, dass es nach Generationen im Konflikt schwer fällt, einen Ausweg zu finden. Und auch das habe ich gesehen – wie Menschen Auswege aus jahrzehntelangen Konflikten gefunden haben. 

3. Wir müssen anders arbeiten, um in Zukunft auch gut arbeiten können. Und das willst du auch in deiner Organisation umsetzen. Welche Arbeitsweisen konntest du in deiner Organisation bereits (neu) mitgestalten?

Ich habe gerade letztes Jahr ein Projekt als Freelancerin abgeschlossen, wo es darum ging, in einer Organisation Vertrauen zu stärken. Das ist nichts, was man verordnen kann, sondern was in der Zusammenarbeit und durch Aufrichtigkeit entstehen kann.

„Ich glaube, Vertrauen ist die Basis, um gemeinsame Veränderungen zu durchlaufen und den Menschen die Eigenverantwortung zu ermöglichen, zu der sie fähig sind.“

Ein anderes Team, das ich beim Thema Selbstorganisation begleitet habe, hat für sich eine Variante adaptiert, mit der sie stärker in eine rollenbasierte Bearbeitung der Themen gehen wollen. Das passt in deren Kontext besonders gut, weil sie sich in einem höchst dynamischen Umfeld bewegen und klassische hierarchische Regeln an Grenzen stoßen. Die wichtigste Veränderung für dieses Team war die Kundenorientierung. Wirklich einen Kundennutzen zu produzieren mit seiner Arbeit und direktes Feedback zu bekommen, ist ein erfüllendes Erlebnis.

4. Was ist dein ultimativer Workhack?

Ich sage ausgesprochen gerne “nein”. 😌
Super wichtig, um Fokus herzustellen. Und Fokus brauche ich, um Qualität zu erzeugen oder um überhaupt ein Ergebnis zu produzieren und nicht einfach nur “überall dabei zu sein” und in tausend Meetings zu sitzen ohne Zweck. Auch für das “nein” sagen kann eine Anleitung oder Begleitung hilfreich sein.
Außerdem: immer wieder zu klären: wozu bin ich gerade da und wann bin ich erfolgreich. 

5. Deine Meinung ist gefragt: Wie weit sind deutsche Unternehmen mit New Work auf einer Skala von 1 bis 10 Stand heute – und warum?

Aus dem Bauch heraus denke ich, dass es einige wenige Unternehmen gibt, die bei 8-9 sind. Dann gibt es einen Großteil, der vieles schon versucht und eingeführt hat, aber wo die Überzeugung eine andere ist, sodass sie eigentlich bei 3-4 sind und dann gibt es einen riesigen Anteil, der bei 1-2 ist, und maximal die Begriffe von New Work gehört hat, aber wenig Motivation hat, wirklich etwas zu verändern. Für manche von letzteren, funktioniert ihr Arbeitsmodell aber vielleicht auch gut und eine Veränderung ist wenig erstrebenswert aus der aktuellen Sicht.

„Alles in allem finde ich es immer wieder erschreckend, mit welchem Menschenbild in vielen Organisationen gearbeitet wird..“

… und wie viele Menschen sich in diesen Umfeldern zu Teflon-Menschen entwickeln, an denen alles abperlt und die perfekt eine von ihnen sehr entfernte Rolle spielen. 


In dieser Serie ist bereits erschienen:

5 Fragen an Isabel Viramo von Roon
5 Fragen an Bernhard Vierling
5 Fragen an Aileen Moeck
5 Fragen an Michael Munke
5 Fragen an Tanja Jacquemin
5 Fragen an Nabil Ranné

5 Fragen an Jana Tepe
5 Fragen an Annalena Kraus
5 Fragen an Katharina Kohlmayr

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