»Sich vom Könnte, Müsste, Sollte befreien«

  • 12.09.2018
  • von Gerhild Vollherbst
Ein Interview zum Enfant Terrible-Sein mit Zaza Tegtmeier ...
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Wir haben eine kleine Interview-Reihe gestartet, mit Menschen, mit denen wir bei Les Enfants Terribles zusammen arbeiten, denken, gestalten. An dieser Stelle haben wir mit Zaza Tegtmeier über’s Enfant Terrible-Sein gesprochen. Sie ist Coach und systemische Beraterin. Und bei unserer Ausbildung zum New Work Professional eine unserer Coaches, die die Teilnehmer*innen bei ihren ganz persönlichen Themen über die ganze Ausbildung hinweg begleiten wird.

  

„Enfant Terrible – das ist laut Duden „jemand, der gegen die geltenden (gesellschaftlichen) Regeln verstößt und dadurch seine Umgebung oft schockiert oder in Verlegenheit bringt“.  Wahrscheinlich gab es früher Menschen, die der Meinung waren, dass diese Beschreibung auf mich zutrifft. Allen voran die, deren „Enfant“ ich tatsächlich bin. Und nicht erst seitdem ich in Dänemark in einer Frauenlandkommune gelebt habe oder in Berlin das Haus mitbesetzt habe, in dem ich heute noch lebe.

Gegen Konventionen zu leben, Dinge anders tun, neue Wege gehen – das war immer wichtig und ließ sich im Berlin der 80er Jahre hervorragend verwirklichen. Später hat sich dieses Interesse auch in vielen spannenden Ausbildungen und Kursen widergespiegelt, deren Inhalte nicht immer wissenschaftlich abgesichert sein mussten.

Aus der Fülle von Input und Optionen – wie gutes Leben und Arbeiten gelingen kann – war es für mich immer wichtig, Kriterien für Entscheidungen zu entwickeln, um die passende, ganz eigene „Richtung“ zu finden.

Okay, das ist jetzt keine wirklich neue Erkenntnis, schon Goethe wusste: „as soon as you trust yourself, you know how to live“. Das klingt so simpel; ist es aber nicht. Das zeigt mir zumindest meine Erfahrung. Sowohl im Rückblick auf meine eigene Geschichte als auch in Kenntnis der Geschichten derer, die ich in den letzten 20 Jahren als Coach und systemische Beraterin in ihren Prozessen begleitet habe.

Also immer wieder für Orientierung sorgen, um sich selbst zu vertrauen, Werte und Maßstäbe sowie eine sinnvolle Vision entwickeln, sich selbst befreien von all dem “Könnte, Müsste, Sollte”, auf Resonanzen achten und natürlich den Mut zu haben, das Entstandene anzunehmen und auch gegen Widerstände aufrecht zu erhalten.

Das braucht Kraft. Und deshalb ist der Austausch mit Freund*innen, Kolleg*innen und Gleichgesinnten aus der Community so wohltuend, zumal persönliche Ängste aber auch Energiespender wie Mut oder Risikofreude sehr unterschiedlich verteilt sind. Die eine hat was die anderen brauchen und umgekehrt.

Was mir an meiner Arbeit am meisten Freude macht und am wichtigsten scheint, ist andere zu unterstützen, die individuelle Komfortzone auszuweiten und Sicherheit in der eigenen Wahrnehmung und Positionierung zu finden. Zumal wenn der äußere Arbeitsrahmen flexibel ist und hierarchische Strukturen undefiniert daherkommen, braucht es zunehmend innere Stärke und inneren Halt.

In diesem Feld sind – neben meiner Professionalität – meine eigenen langjährigen Erfahrungen von selbstorganisiertem Leben und Arbeiten in Gemeinschaft ein reicher Fundus für meine Beratungstätigkeit, wo Anliegen und Projekte zufriedenstellend realisiert werden wollen.

Ein gutes Enfant Terrible zu sein scheint zeitlos, macht mir immer noch Spaß und hat einfach mehr mit Haltung und Entscheidung zu tun als mit bestimmten Phasen im Leben.

Hoffe ich jedenfalls. Also für mich.“

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